Inhalt: Was schenkt man einem Mädchen, das schon alles hat? Nur noch zwei Tage bis Weihnachten! Für Ravin - verwöhnte Tochter aus reichem Haus in Beverly Hills - zählen an diesem Fest ausschließlich die materiellen Dinge. Mit Hilfe des Schutzengels Gabriel möchte ihre Mutter Angelina dem Teenager die wahren Werte des Lebens vermitteln. Doch einfacher gesagt als getan!
Schauspieler: Brandon Tyler Russell, Mara Rydell, Vincent de Paul, Andy Cohen, Dean Cain, Donna Spangler, Clayton Cannon, Kirsten Lea, Ravin Spangler, Simona Fusco; Regie: Brian Skiba; Produktion: Christian Filippella, Donna Spangler, Kirsten Lea; Kamera: Christian Filippella; Drehbuch: Brian Skiba Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Weiße Löwen kommen in der Natur nur äußerst selten vor und werden der Sage nach auch als Botschafter der Götter angesehen. Als Gisani (Thabo Malema/John Kani), ein Junge des Shangaan-Volkes, eines Tages einen solchen Löwen vor einer Hyäne rettet, fühlt er sich berufen, das heilige Tier zu beschützen. Gisani und die auf den Namen Letsatsi getaufte Raubkatze verbringen viele gemeinsame Jahre miteinander. Während Letsatsi lernt, sich in der Natur zu behaupten, arbeitet Gisani als Fährtensucher. Doch schon bald hat es ein Trophäenjäger auf den weißen Löwen abgesehen, um reiche Beute zu machen ...
Der Film besticht durch wunderbare, teils spektakuläre Tier- und Landschaftsaufnahmen. Die Löwen werden aus nächster Nähe beobachtet. Aus diesen Aufnahmen wird die Geschichte von Letsatsi kompiliert und seine mehrjährige Entwicklung vom Tierbaby zum stattlichen Löwen nachgezeichnet. Sie birgt viel Dramatik und Abenteuer und zeigt spannende Ereignisse, die die Handlung immer wieder vorantreiben. Erzählt wird diese Geschichte - mit Ausnahme der Szenen, in denen menschliche Schauspieler miteinander agieren - aus dem Off. Es ist die Geschichte des alten Mannes am Lagerfeuer, zu der der Film zwischendurch immer wieder zurückkehrt. Er ist ein allwissender Erzähler, der nicht nur das Geschehen kennt, sondern auch die Gefühle der Tiere deuten und an seine jungen Zuhörer - und die Zuschauer des Films - weitergeben kann. Damit schafft er eine Identifikation mit den Tieren, die sich nicht wie menschliche Schauspieler in Gestik, Mimik oder Dialogen ausdrücken können. Auch die Kamera bewirkt durch besondere Blickwinkel, Nah-, Groß- und Detailaufnahmen, dass die Tiere dem Zuschauer nahe kommen und er sie als emotional handelnde Protagonisten des Films wahrnehmen kann. In einigen besonders spannenden Szenen übernimmt die Kamera zudem die subjektive Sicht des Löwen, was die Identifikation weiter verstärkt. Die Filmmusik unterstützt die Spannung und Emotion, ohne pathetisch zu werden. Parallel zur Entwicklung des Löwen Letsatsi wird die Entwicklung des Jungen Gisani geschildert, der sich schließlich als der Erzähler am Lagerfeuer erweist.
Aus der Begründung der FBW-Jury ("wertvoll"): "Durch die Verknüpfung der beiden Geschichten verweist der Film auf die Verbindung von Mensch und Tier und die Verantwortung, die der Mensch für den Schutz der Tiere trägt. Als Abenteuerfilm, der Spannung, Emotionalität und grandiose Naturaufnahmen verbindet, kann DER WEISSE LÖWE insbesondere junge Zuschauer ansprechen und für den Gedanken des Natur- und Artenschutzes sensibilisieren."
Die "KinderFilmWelt" schreibt: "Wenn dich interessiert, wie die Tiere in der afrikanischen Wildnis tatsächlich leben, dann ist dieser Film genau das Richtige für dich. Natürlich ist die Geschichte, wie Letatsi vom Löwenbaby zum starken Löwen wird, das Wichtigste. Doch der Film zeigt dir auch, wie Büffel und Elefanten umherziehen, um Weiden zu finden, und wie Hyänen Beutereste von Leoparden und Löwen auffressen. Wie riesig die Steppe ist, das siehst du immer wieder in fantastischen Flugaufnahmen. Es ist, als würdest du selbst oben auf der Kamera sitzen und durch die Landschaft fliegen. Das Gefühl, mitten im Film zu sein, hast du auch bei anderen Szenen, etwa wenn Letatsi sich durch hohes Gras an seine Beute anschleicht oder unter Wasser vor einem Krokodil flieht. Diese Aufnahmen aus dem Blickwinkel des Löwen sind sehr gelungen und zusammen mit der Musik wird es dann richtig spannend."
Drehbuch: Janet van Eeden, Michael Swan, Ivan Milborrow; Musik: Philip Miller; Produktion: Kevin Richardson; Schauspieler: Jamie Bartlett, A.J. van der Merwe, John Kani, Thabo Malema; Kamera: Michael Swan; Montage: Bridgette Fahey-Goldsmith; Regie: Michael Swan Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Thierry (Vincent Lindon), 51 Jahre alt, Familienvater und gelernter Maschinist, ist seit 20 Monaten arbeitslos und befindet sich auf der Suche nach einem neuen Arbeitsverhältnis. Dabei muss er sinnlose Fortbildungen absolvieren und aussichtslose Job-Interviews bestreiten. Immer wieder kommt er an den Punkt, an dem er sich fragen muss, ob er es sich noch erlauben kann, auf seinen Prinzipien zu bestehen. Als er schließlich eine Anstellung als Kaufhausdetektiv findet, gerät er aufs Neue in ein moralisches Dilemma, das ihn endgültig vor die Wahl stellt, ob er dazu imstande ist, den Gesetzen des Marktes zu gehorchen oder nicht.
"...Wir wissen all dies, weil wir es in seinem Gesicht lesen können. Und wir können all dies in seinem Gesicht lesen, weil Thierry von Vincent Lindon gespielt wird. Lindon, ohnehin ein Meister der subtilen, wortkargen Schauspielerei, gelingt mit dieser Figur etwas Besonderes. (Er) stellt die passive Wahrnehmung Thierrys ins Zentrum seiner Charakterisierung, er verlässt sich auf die Ausdruckskraft seiner Augen und gestaltet mit minimalen Mitteln das komplexe Porträt eines einst tatkräftigen Mannes, der in die Enge getrieben wird, sich zunehmend seiner Stärke beraubt sieht und schließlich am Rande der Verzweiflung um Würde und Selbstbestimmung ringt. Sein nuanciertes Spiel wird von einer Bildgestaltung unterstützt, die jede Regung des Protagonisten aufmerksam verfolgt; immer nah an Lindons Gesicht, entgeht Eric Dumonts semidokumentarisch geführter, dabei doch geschmeidig bewegter Kamera kein Aufblitzen von Verunsicherung, kein Aufflackern von Zorn, kein resigniertes Verlöschen von kurz überlegtem Widerstand. Bis die Frage am Ende nicht mehr nur lautet, wann Thierry genug haben wird, sondern auch welchen Wert er sich selbst zuschreibt. Bemessen wird der Wert des Menschen also schließlich am Preis der Selbstermächtigung, und der ist bekanntlich hoch." (epd Film)
Produktion: Stéphane Brizé, Christophe Rossignon; Montage: Anne Klotz; Kamera: Eric Dumont; Schauspieler: Karine de Mirbeck, Mathieu Schaller, Vincent Lindon; Drehbuch: Stéphane Brizé, Olivier Gorce; Regie: Stéphane Brizé Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der labile Bildhauer Charles bittet seinen früheren Philosophieprofessor Régis, ihn in der Villa seines reichen Adoptivvaters van Horn zu besuchen. Dort angekommen, erfährt Régis, dass Charles in großen Schwierigkeiten steckt: Er hat eine Affäre mit seiner Stiefmutter Hélène und wird deshalb erpresst. Als sich der Erpresser nach einer ersten Zahlung nicht zufrieden gibt, bittet Charles Régis, ein Halsband Hélènes zu einem Pfandleiher zu bringen. Kurz darauf bemerkt van Horn das Verschwinden des Halsbandes und schaltet die Polizei ein.
Schauspieler: Marlène Jobert, Orson Welles, Anthony Perkins, Michel Piccoli; Regie: Claude Chabrol; Vorlage: Manfred Lee, Frederic Dannay; Musik: Pierre Jansen; Drehbuch: Paul Gégauff; Kamera: Jean Rabier; Montage: Jacques Gaillard Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Nader ist es gewohnt, Ohrfeigen zu bekommen, und doch weigert er sich, die Liebe aufzugeben. Das Problem ist, dass er sich der Schläge, die er sich selbst versetzt, nicht bewusst ist...
Ein weiterer, hintergründiger Kurzfilm des norwegischen Kollektivs Det Sporadiske Filmkollektivet. Das Kollektiv "hat 21 Mitglieder, und wir alle engagieren uns, weil wir mehr Zeit und Raum haben wollen, um unser Feld des Filmemachens zu erkunden. Regie, Foto, Schnitt, Schauspiel, Ton, Grading und Komposition; die wichtigsten Disziplinen sind alle vertreten. Indem wir neue Methoden und Ideen in einer ruhigen, intuitiven und offenen Atmosphäre ausprobieren, werden wir mutiger, sicherer und gewinnen hoffentlich ein besseres Verständnis für das Feld als Ganzes."
Regie: Det Sporadiske Filmkollektivet; Kamera: Det Sporadiske Filmkollektivet; Schauspieler: Det Sporadiske Filmkollektivet; Sound Design: Det Sporadiske Filmkollektivet; Musik: Det Sporadiske Filmkollektivet; Produktion: Det Sporadiske Filmkollektivet; Montage: Det Sporadiske Filmkollektivet; Drehbuch: Det Sporadiske Filmkollektivet Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Andy (Marquard Bohm) und Sebastian (Ulli Lommel) sind pleite. Um möglichst schnell an Geld zu kommen, nehmen sie sich ein Beispiel an ihren Lieblingsfilmen und eröffnen eine Detektivagentur. Doch die beiden Möchtegern-Detektive begehen einen Fehler nach dem anderen und verstricken sich immer tiefer in Angelegenheiten, die sie nichts angehen. Dazu treten Micky (Uschi Obermaier) und Annabella (Iris Berben) auf den Plan, zwei Schönheiten, die den Detektiven gehörig den Kopf verdrehen.
Mit "Detektive" ist Rudolf Thome eine lakonische Kriminalkomödie mit grotesken, ungemein coolen und feinsinnigen Pointen gelungen, wie man sie bis dato nur aus der Nouvelle Vague kannte. "Wichtig an diesem Abenteuer", schrieb der Kritiker Hans Schober, "ist nicht so sehr die Geschichte, sie ist nur ein Weg, der zu überraschenden Abenteuern des Sehens führt."
Schauspieler: Iris Berben, Uschi Obermaier, Walter Rilla, Peter Moland, Elke Haltaufderheide, Marquard Bohm, Ulli Lommel; Produktion: Rudolf Thome, Carol Hellman; Kamera: Hubertus Hagen; Regie: Rudolf Thome; Montage: Jutta Brandstaedter; Drehbuch: Max Zihlmann Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: "Deutschland, bleiche Mutter" erzählt vom Schicksal einer jungen Frau, die in der Nazi-Zeit heiratet, sich im Krieg mit ihrem kleinen Kind allein durchschlagen muss und nach der Rückkehr ihres Mannes an den Rand des Selbstmords gerät.
Kurz nach ihrer Heirat bleibt Lene allein zurück, während ihr Mann am "Polenfeldzug", dem deutschen Überfall auf Polen, teilnimmt. Mit ihrem Kind bewältigt sie alle Aufgaben allein und übersteht den Krieg; doch als ihr Mann zurückkehrt, soll sie in ihre alte Frauenrolle zurück. Die neue alte Familienordnung und das "Wirtschaftswunder" werden für sie zu einer Qual, die sie an der Rand der Verzweiflung treibt.
Nach seiner Erstaufführung im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin 1980 wurde der Film in Reaktion auf teilweise sehr negative Besprechungen deutscher Kritiker für die Kinoauswertung gekürzt. Er erzielte auch in der verstümmelten Fassung über Jahrzehnte hinweg große Erfolge bei Kritik und Publikum in vielen Ländern und wurde zu einem Klassiker des Weltkinos. In Zusammenarbeit zwischen dem Bundesarchiv und der Deutschen Kinemathek wurde die ursprüngliche Fassung von zweieinhalb Stunden Länge wieder hergestellt.
"Deutschland, bleiche Mutter" ist die filmhistorisch wohl bedeutendste Produktion des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB). Für die 1940 geborene Regisseurin Helma Sanders-Brahms war dies zugleich ein ganz persönliches Werk, in dem sie sich mit ihrer Kindheit in der NS- und Nachkriegszeit auseinandersetzte. Für die Figur der Lene, gespielt von Eva Mattes, diente ihre Mutter als Vorbild. Die Reaktionen der deutschen Presse bei der Uraufführung auf der "Berlinale" 1980 waren überwiegend negativ, für die deutsche Kinoauswertung kürzte Sanders-Brahms den Film um eine halbe Stunde. In Frankreich und in vielen anderen Ländern lief hingegen die mittlerweile restauriert vorliegende Langfassung mit großem Erfolg. "'Deutschland, bleiche Mutter' ist ein schmerzvoller Film, mitunter irritierend in seiner Subjektivität. (...) Er schreibt sich ein in eine Reihe von Arbeiten deutscher Filmemacherinnen, die (...) sich dem Gängigen verweigern und somit beweisen, dass ein anderes deutsches Kino existiert." (Louis Marcorelles, Le Monde, 18.4.1981) (fl)
Der Filmtitel stammt aus dem 1933 geschriebenen Gedicht "Deutschland" von Bertolt Brecht, der 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland flüchten musste und seine Heimat mit diesen Worten beschrieb:
"O Deutschland, bleiche Mutter! Wie haben deine Söhne dich zugerichtet Daß du unter den Völkern sitzest Ein Gespött oder eine Furcht!"
Schauspieler: Ernst Jacobi, Angelika Thomas, Eva Mattes, Elisabeth Stepanek, Rainer Friedrichsen; Produktion: Volker Canaris, Helma Sanders-Brahms, Walter Höllerer; Regie: Helma Sanders-Brahms; Musik: Jürgen Knieper; Drehbuch: Helma Sanders-Brahms; Kamera: Jürgen Jürges; Montage: Elfi Tillack Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Khaled (Sherwan Haji), ein junger Syrer, gelangt als blinder Passagier nach Helsinki. Dort will er Asyl beantragen, ohne große Erwartungen an seine Zukunft. Wikström (Sakari Kuosmanen) ist ein fliegender Händler für Männerhemden und Krawatten. In der Mitte des Lebens angekommen, verlässt er seine Frau, gibt seinen Job auf und profiliert sich kurzfristig als Poker-Spieler. Von dem wenigen Geld, das er dabei gewinnt, kauft er ein herunter-gewirtschaftetes Restaurant in einer abgelegenen Gasse von Helsinki.
Als die finnischen Behörden entscheiden, Khaled in die Ruinen von Aleppo zurückzuschicken, beschließt Khaled, illegal im Land zu bleiben. Wikström findet ihn schlafend im Innenhof vor seinem Restaurant. Vielleicht sieht er etwas von sich selbst in diesem ramponierten, angeschlagenen Mann, jedenfalls stellt er Khaled als Putzkraft und Tellerwäscher an. Für einen Moment zeigt sich das Leben seine sonnigere Seite, doch schon bald greift das Schicksal ein.
Einmal mehr entfaltet Aki Kaurismäki eine seiner unverwechselbaren, liebenswürdig-lakonisch erzählten Filme, angesiedelt zwischen sanftem Märchen und leiser Tragikomödie. Der Ausgang des Films bleibt offen, er führt entweder in ein respektables Leben oder auf den Friedhof. Doch in jedem Moment zeugt das Flüchtlingsschicksal von Kaurismäkis Überzeugung, dass jeder Melancholie ein fast rebellischer Zug der Hoffnung innewohnt.
Kaurismäkis Filme sind bekannt für ihren lakonischen, skurrilen und minimalistischen Stil. Seine Helden sind die "kleinen Leute": Außenseiter, Arbeiter und Arbeitslose, Verlierer der Gesellschaft. Seit LE HAVRE hat er den Kosmos seiner filmischen "Underdogs" um eine globale Komponente erweitert. Um diejenigen, die auf der Flucht sind und jetzt in der sozialen Hierarchie ganz unten stehen.
"Es ist bemerkenswert, dass Kaurismäki (die) verschiedenen Handlungsstränge niemals gegeneinanderstellt, um Wertungen und Abstufungen zu erreichen, sondern schlichtweg von Menschen und ihrem Leben erzählt. Dabei findet der große Humanist (...) eine wundervolle Verbindung sowohl zwischen den Menschen als auch seinen Filmen: die Musik.
Stets ist sie ein Element, das in seinen Filmen von entscheidender Bedeutung ist, die Handlung oder Charaktere entwickelt oder die Bilder um eine emotionale Nuance ergänzt; hier wird nun ein Bogen vom finnischen Tango zu syrischen Gitarrenklängen geschlagen. Immer wieder tauchen in 'Die andere Seite der Hoffnung' Musiker mit Gitarre auf, an Straßenecken und Kneipen. Und irgendwann greift dann auch Khaled zu einem Instrument, kurz nachdem er erfahren hat, dass er zurück noch Aleppo muss. Hier zeigt sich, dass uns doch weit mehr verbindet als uns trennt." (kino-zeit.de)
Montage: Samu Heikkilä; Schauspieler: Janne Hyytiäinen, Simon Al-Bazoon, Sherwan Haji, Ilkka Koivula, Sakari Kuosmanen, Kaija Pakarinen, Tuomari Nurmio; Drehbuch: Aki Kaurismäki; Sound Design: Tero Malmberg; Kamera: Timo Salminen; Regie: Aki Kaurismäki; Produktion: Aki Kaurismäki Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die 58-jährige Annebärbel Buschhaus träumte als Kind von einer großen Karriere als Eiskunstläuferin. Auf Drängen ihrer dominanten Mutter Irene hat sie dann aber Medizin studiert. Auch wenn sie die Arztpraxis ihrer Mutter längst übernommen hat, ist sie nicht ihr eigener Herr, denn Irene hat noch immer heimlich das Sagen. Generell gibt sie ihrer Tochter das Gefühl, eine riesengroße Enttäuschung zu sein. Als sie dann auch noch zu Weihnachten von ihrem Ehemann wegen einer anderem Frau verlassen wird, reicht es Annebärbel endgültig.
Mit ihren bald 60 Jahren beschließt sie, von nun an ihren Traum zu leben. Sie zieht ihre Schlittschuhe an, begibt sich aufs Eis, und sofort ist die alte Leidenschaft wieder entfacht. In der Eissporthalle schließt sie eine generationsübergreifende Freundschaft zur Berliner Jugendmeisterin Jolina Kuhn und lernt sich durch die junge Frau selbst neu kennen.
"Die Anfängerin" ist der erste Spielfilm von Alexandra Sell (vgl. "Durchfahrtsland", ebenfalls bei filmfriend). Mit der Veröffentlichung des Buchs "Die Pirouettenkönigin" erregte Christine Stüber-Errath ihre Aufmerksamkeit. Im Spielfilm trifft nun Annebärbel auf dem Eis ihr einstiges Vorbild: Christine Errath, die einzige Berliner Eiskunstläuferin mit Weltmeistertitel! Es stellt sich heraus, dass die junge Christine Errath auf den von Annebärbels Mutter verschenkten Kufen der Tochter ihre Eiskunstlaufkarriere begann. Auch die Weltmeisterin ist über die Jahre älter geworden und erlebt mit den anderen Frauen das Hobby Eiskunstlauf als eine stärkende Freizeitbeschäftigung, die auch noch vor und während der Rentenzeit Körper, Geist und Seele wohltun und kräftigen kann.
"Die Geschichte einer späten Selbstfindung zeichnet das Porträt einer Frau, die sich erst jetzt aus dem Schatten ihrer dominanten Mutter zu lösen beginnt und in der Freundschaft mit einer jungen Leistungssportlerin auch Selbstmitleid und Langeweile hinter sich lässt. Der versöhnliche Sportfilm lebt von seinem lakonischen Humor, beherzten Darstellerinnen und Reminiszenzen an die ambivalente DDR-Sportgeschichte." (Lexikon des Internationalen Films)
Kamera: Kolja Raschke; Produktion: Martin Heisler, Katrin Schlösser, Joachim Ortmanns, Frank Evers; Schauspieler: Ulrike Krumbiegel, Annekathrin Bürger, Stephan Grossmann, Rainer Bock, Christine Stüber-Errath, Maria Rogozina, Tatja Seibt, Franziska Weisz; Drehbuch: Alexandra Sell; Musik: Can Erdogan, Daniel Sus; Montage: Vessela Martschewski, Alexandra Sell; Regie: Alexandra Sell Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Was für ein Zeitdokument: Ein DDR-kritischer Spielfilm des DDR-Studios DEFA, gedreht ab Ende September 1989. Er zeigt offen, wie Menschen den Glauben an den Sozialismus verlieren und die DDR deshalb verlassen. Das Drehbuch war Ende 1988 genehmigt worden. Regisseur Peter Kahane drängte vergeblich auf schnelle Umsetzung. Nun fanden die Dreharbeiten statt, während immer mehr Menschen auf den Straßen von Leipzig und anderen Städten für Reformen demonstrierten. Über alle wichtigen Daten des Herbstes von 89 hinweg bis über den Tag des Mauerfalls hinaus drehte Kahane DIE ARCHITEKTEN.
Ursprünglich hatte Kahane beabsichtigt, mit seinem Film Menschen Mut zu machen, die in der DDR bleiben und eben nicht nach dem Westen ausreisen wollten. Doch im Laufe der Dreharbeiten wurde ihm und seinem Team bewusst, dass das Script eine Gegenwart beschrieb, die es bei Fertigstellung des Films nicht mehr geben würde. DIE ARCHITEKTEN würde der erste historische Film über die Endzeit der DDR werden.
Mit großem Gespür für den Zeitgeist zeigt Kahanes Film einen Mann, der bis zum Schluss an einer Illusion festhält - und eine Frau, die nicht wartet, sondern ausbricht und ein neues Leben beginnt.
SYNOPSIS Daniel Brenner, 38 Jahre alt, Architekt in der DDR, hat keine große Karriere gemacht, durfte bislang nur Buswartehäuschen projektieren. Die Ideale, die er als junger Architekturstudent hatte, hat er nicht verwirklichen könne. Aus diesem Zustand der Lähmung und Lethargie wird er noch einmal herausgerissen, endlich scheinen seine Träume Wahrheit zu werden. Durch die Unterstützung seines alten Professors erhält er den großen Auftrag, für Berlins Neubaugebiet Marzahn ein kulturelles Zentrum zu schaffen. Daniel bildet mit ehemaligen Kommilitonen ein Team aus leidenschaftlich-engagierten Jungarchitekten. Gemeinsam suchen sie nach Alternativen zur staatlich verordneten Monotonie und Gleichförmigkeit, die weit über das Bauwesen hinaus bis in das Privatleben hineinreicht. Diese Erfahrung muss auch Daniel machen. Viel zu spät erkennt er, wie sehr seine Frau Wanda vom ewig gleichen Alltag erdrückt wird. Sie will nicht mehr warten, sondern ihr Leben im Hier und Heute leben, weshalb sie gemeinsam mit Tochter Johanna aus der DDR ausreist. Gleichzeitig zum privaten Desaster platzen auch Daniels berufliche Utopien. Die monströse staatliche Bürokratie siegt erneut.
Schauspieler: Jürgen Watzke, Ute Lubosch, Kurt Naumann, Catherine Stoyan, Rita Feldmeier, Wolfgang Greese, Uta Eisold, Hans-Joachim Hegewald; Drehbuch: Thomas Knauf, Peter Kahane; Kamera: Andreas Köfer; Produktion: Herbert Ehler; Regie: Peter Kahane; Montage: Ilse Peters; Musik: Tamás Kahane Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die beiden Freunde Jean-Claude und Pierrot verdienen ihren Lebensunterhalt mit Diebstählen und fahren mit geklauten Autos ziellos durch die Gegend. Ihr Liebesleben kennt dabei auch keine Langeweile. Neben der eigenartigen Beziehung zu Marie-Ange lassen sie kein erotisches Abenteuer aus. Doch ihr Leben ändert sich abrupt, als sich Jeanne, eine weitere Eroberung, nach einem Flotten Dreier erschießt. Als Mörder gesucht befinden sie sich plötzlich auf der Flucht vor der Polizei...
"Einer der Filme, die Depardieu berühmt gemacht hatten, war der 1974 erschienene 'Les Valseuses', auf Deutsch: 'Die Ausgebufften'. Er beschreibt die Abenteuer zweier Ganoven (einer davon Depardieu), die zahlreiche Diebstähle begehen und Frauen belästigen oder missbrauchen. Trotz des Skandals, den er wegen seiner Gewalt- und Sexszenen auslöste, wurde 'Les Valseuses' schnell zum Kultfilm. Er gehörte damit zu einer Reihe von Filmen wie 'Der letzte Tango in Paris' von Bernardo Bertolucci (1972), mit offen zur Schau gestellter Sexualität und Gewalt, die damals das Publikum begeisterten. Lange Zeit Symbol eines libertären Geistes, fällt 'Les Valseuses' heute vor allem wegen seines Sexismus auf." (ZEIT online, 30.4.2024)
Schauspieler: Gérard Boucaron, Jeanne Moreau, Isabelle Huppert, Michel Peyrelon, Christian Alers, Patrick Dewaere, Miou-Miou, Jacques Chailleux, Gérard Depardieu; Vorlage: Bertrand Blier; Kamera: Bruno Nuytten; Regie: Bertrand Blier; Drehbuch: Bertrand Blier Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Zwischen den aufgehübschten Mädchen ihres Brandenburger Heimatörtchens wirkt die burschikose Joe (Katharina Wackernagel) wie ein Fremdkörper. Mit ihrer hitzköpfigen Art gelingt es der 19-Jährigen nicht, einen Job für mehr als drei Monate zu behalten. Dabei hat sie große Geldsorgen: Seit Joes Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, versinkt die Mutter in Schulden und versucht ständig, ihre Töchter um Geld anzupumpen. Für die verbliebene Familie hat Joe nur Verachtung übrig. Doch auch zu Freunden kann sie sich nicht zurückziehen. Ihre ehemalige Clique hat sich von ihr abgewendet und terrorisiert sie für ihre Andersartigkeit. Besonders die schöne Mandy (Teresa Weißbach) macht ihr das Leben schwer. Joes Hoffnungslosigkeit beginnt sich langsam aufzuhellen, als Stella (Fanny Staffa), eine Freundin aus Kindertagen, aus dem aufregenden Berlin nach Brandenburg zurückkehrt. Sie ist ebensowenig wie Joe bereit, sich in die Enge der Gemeinschaft einzufügen und weiß Joes Wildheit zu schätzen. Unterstützt von Stella beschließt Joe, ihr Leben in die Hand zu nehmen und ihren großen Traum zu verfolgen: Schon immer wollte sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten und sich eine Karriere als Boxerin aufbauen. Doch beim Versuch, Trainer Igor (Martin Brambach) für sich zu gewinnen und als Frau in den ansässigen Boxclub aufgenommen zu werden, stößt Joe auf große Hindernisse.
Inhalt: Die verführerische Lulu (Louise Brooks) lebt als Tänzerin von den Zuwendungen der Männer und Frauen, die ihr verfallen. Unter ihren Verehrern ist Dr. Schön (Fritz Kortner), ein wohlhabender, einflussreicher Zeitungsherausgeber, der bereits einer Anderen versprochen ist. Durch einen von Lulu inszenierten Skandal löst sich die Verlobung auf, und Dr. Schön sieht sich gezwungen, Lulu zu heiraten. Noch in der Hochzeitsnacht kommt es zum Streit, Dr. Schön wird getötet, Lulu verhaftet. Gemeinsam mit Alwa (Franz Lederer), Dr. Schöns Sohn, kann sie aus dem Gerichtssaal fliehen. Ihre Flucht führt sie über Umwege nach London. Hier aber treibt der Frauenmörder Jack the Ripper (Gustav Diessl) sein Unwesen...
"Die Büchse der Pandora" ist der wohl bekannteste Stummfilm von Regie-Legende Georg Wilhelm Pabst. Die Hauptrolle spielt Stummfilm-Star Louise Brooks. Als Vorlage dienten die Skandal-Dramen "Erdgeist" und "Die Büchse der Pandora" von Frank Wedekind. In den 1920er-Jahren avancierte Pabst mit Filmen wie "Kameradschaft" durch realistische Kühle und sachlicher Betrachtungsweise zum Schilderer bürgerlicher Idylle in Ausnahmesituationen. Durch den meisterhaften Einsatz von Licht taucht er tief in die Psyche seiner Figuren, während sich in den Schatten die menschlichen Abgründe abzeichnen.
"Dabei ist das Spiel der großartigen Filmbesetzung lustvoll vieldeutig. Lulus Männer sind mal väterlich, mal liebevoll, mal freundschaftlich, doch meist lüstern, grob und autoritär. So offenbart sich durch ihre hingebungsvolle Begierde eine dunkle Bedrohlichkeit. Es ist das einzigartige Schauspiel der Hauptdarstellerin Louise Brooks, das Licht in die Dunkelheit bringt. Mit faszinierender Leichtigkeit mimt sie den liebenswürdigen und doch maliziösen Engel Lulu. Die erfolgreiche Rückkehr des Films ist zum Großteil der Wiederentdeckung Brooks Schauspielkünste zu verdanken." (Cosima Besse, auf: kino-zeit.de)
Restauriert wurde der Film 2009 vom George Eastman House in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque Française, der Cineteca Bologna, dem Gosfilmofond of Russia, dem Narodni Filmovy Archiv Prag und der Deutschen Kinemathek.
Vorlage: Frank Wedekind; Kamera: Günther Krampf; Drehbuch: G.W. Pabst, Frank Wedekind, Joseph Fleisler, Ladislaus Vajda; Musik: William P. Perry, Peer Raben, Stuart Oderman; Produktion: Heinz Landsmann, Seymour Nebenzahl; Schauspieler: Louise Brooks, Gustav Diessl, Francis Lederer, Carl Goetz, Fritz Kortner; Regie: G.W. Pabst; Montage: Joseph Fleisler Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eine einsame, obdachlose Frau im Schneeregen einer menschenleeren Stadt. Sie sehnt sich in ihren Fantasiewelten zurück in die Zeit der Wärme und Geborgenheit, einer für immer entschwundenen glücklichen Vergangenheit. In Mülltonnen findet sie ein Paar Schlittschuhe und tanzt mit ihnen auf dem Eis eines zugefrorenen Flusses. Dann bemerkt sie die roten Fischchen unter dem Eis. Und da sind sie wieder, die Bilder der glücklichen Vergangenheit. Die Frau folgt diesen Bildern unter dem Eis und findet, was sie lange vermisst...
Begründung der FBW-Jury (Prädikat "besonders wertvoll"): "Ein weiteres kleines Meisterwerk aus der Dresdner Animationsfabrik, das seine Wurzeln in der Tradition der russischen Filmschule nicht verleugnet. Ästhetisch schön, ruhig und klar in bestechender Kohletechnik gezeichnet, wird die Geschichte einer alten wohnsitzlosen Frau erzählt, die in Träumen ihrer Jugendzeit nachtrauert. Die Welt der Fische wird für sie zum Symbol der Befreiung, ja der Erlösung aus ihrem armseligen Dasein. Ein Leben, das unaufdringlich und dramaturgisch geschickt mit der pulsierenden Welt in Form eines vorbeifahrenden Zuges kontrastiert wird. Formal sehr geschickt reduzieren sich die Zeichnungen auf eine Farbe, das düster-realistische und gleichzeitig melancholische Schwarz, wogegen die Fische im hoffnungsvollen Rot erscheinen. Der farbliche Kontrast zeigt eindrucksvoll, wie die Frau ihr altes Leben durch den Selbstmord im Wasser aufgeben und gleichzeitig in ein neues, farbiges Leben mit den Fischen hineingleiten will."
Montage: Stefan Urlaß; Drehbuch: Dimitri Popov; Mitwirkende: Tatjana Slavinska, Alla Surikova; Regie: Alla Surikova; Produktion: Grit Wisskirchen, Ralf Kukula; Musik: Georg Kolb Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Aus der Nacht dringt Motorengedröhn. Gleißendes Scheinwerferlicht durchschneidet die Dunkelheit, man erkennt die Umrisse eines Flughafens, eine Propeller-Passagiermaschine, die zur Landung ansetzt und schließlich ausrollt. Es wird in dieser Nacht das letzte Flugzeug sein, das in Berlin-Tempelhof ankommt, starten wird ebenfalls keines mehr: Es herrscht Nebel, die reinste Waschküche. "Bei der Suppe fliegen nicht mal die Russen", sagt jemand. Es ist das Jahr 1962. Für die Fluggäste in Will Trempers Spielfilm beginnt die "endlose Nacht".
Schon immer waren Flughäfen attraktive Schauplätze für Kinofilme, Geschichten über Ankommen und Abreisen, Aufbruch wie auch das Ausharren in Tatenlosigkeit. Ob Jacques Tatis feinsinnige Flughafen-Choreografie in "Playtime", Angela Schanelecs subtile Versuchsanordnung um Liebe und Abschied in "Orly" oder "Terminal", Steven Spielbergs hintergründige Fabel um Heimatlosigkeit und Verlorensein: Flughäfen werden zu Sinnbildern des Transits, jenes Zustands, der weder für den Beginn noch das Ziel der Reise steht.
Dabei nimmt Berlin-Tempelhof eine besondere Stellung ein. Das drittgrößte Gebäude der Welt, genutzt von 1923 bis 2008, bot in seiner monumentalen Architektur reichlich Raum für Filmkulissen und schrieb zugleich selbst Geschichte. Vom Nazi-Regime ausgebaut für ein massives Kriegsprogramm, wurde Tempelhof nach dem Krieg via Luftbrücke zum Symbol für die Verbindung West-Berlins mit der "freien Welt". Während noch die Rosinenbomber Berlin aus der Luft versorgten, wurde hier 1949 bereits der Luftbrückenfilm "The Big Lift" gedreht; im Jahr vor dem Bau der Berliner Mauer drehte Billy Wilder seine Komödie "Eins, zwei, drei" (1961), in der James Cagney aus einem Tempelhofer Coca-Cola-Automaten ausgerechnet eine Flasche Pepsi zieht (wobei Wilder angesichts der Aktualität die Flughafenhalle freilich in München nachbauen musste).
Dann entdeckte Will Tremper den Flughafen. Seinerzeit bekannt als Autor der Filme "Die Halbstarken" und "Nasser Asphalt", die Horst Buchholz zum Star machten (auch in Wilders "Eins, zwei, drei"), gilt Tremper heute als einer der ersten Vertreter des deutschen Autorenfilms. Zwischen dem 18.11.1962 und dem 31.1.1963 drehte er in Tempelhof in markantem Schwarz-weiß "Die endlose Nacht", der zu seinem größten Erfolg wurde. Es ist eine Episodengeschichte im Stil von Vicki Baums "Menschen im Hotel", hier quasi als "Menschen im Flughafen". Um die monumentale Warte- und Abfertigungshalle mit kühlen Marmorwänden, weiten Gängen, Fluren und Treppen scharen sich moderne Terminals, wabenartige Telefonzellen, gläserne Büros und Cafés als Spiegel menschlicher Befindlichkeiten: Orte der Kommunikation wie auch der Vereinsamung, der inneren Leere und Orientierungslosigkeit.
In dieser "endlosen" Nacht stecken die Reisenden hoffnungslos fest, aus ihrem Alltag gerissene Gestrandete, aufgeschreckt, verstört, panisch. Mal ist ihre Lage ausweglos, wie die des alternden Schauspielers (Fritz Rémond jr.), der die Rolle seines Lebens verpasst, oder die des kriminell gewordenen Jungunternehmers (Harald Leipnitz), dessen rettender Geschäftspartner ausbleibt. Mal sind es dramatische Liebes- und Ehekrisen, wobei gerade die Frauen bemerkenswert konturenreich gezeichnet werden: eine Ehefrau auf vergeblicher Flucht (Louise Martini), von den Männern lieb- und respektlos behandelte und instrumentalisierte Schönheiten, eine KLM-Angestellte (Alexandra Stewart), die illusionslos ein Leben mit einem reichen Farmer durchspielt, ein schönes, so unbedarftes wie mittelloses Starlett, das die hemmungslos gierigen Blicke der Männer auf sich zieht. Die junge Hannelore Elsner entwickelt daraus souverän eine tragische, beklemmende und tieftraurige Studie.
Solche Momente zwischen hellsichtiger, mitunter schmerzhafter Schärfe, fellinesker Melancholie und galliger Satire machen "Die endlose Nacht" zum Meisterwerk. Ebenso zeigt der Film ein feines Gespür für zeitgeistige Befindlichkeiten, wobei es nicht nur um Geschlechter, sondern auch um das Fremde geht, um Ausländer und "Neger": "Jetzt winken die auch noch...", sagt jemand. Welch makabre Pointe: Heute leben in den Hangars des stillgelegten Tempelhofer Flughafens geflüchtete Menschen, in dünnwandigen Wohnwaben in der größten Flüchtlingsunterkunft Berlins. Karim Aïnouz drehte darüber den Dokumentarfilm "Zentralflughafen THF" (2018), und wieder ging es um das Ankommen, um Entwurzeltsein und das Dazwischen. (Autor: Horst Peter Koll)
Regie: Will Tremper; Schauspieler: Bruce Low, Louise Martini, Werner Peters, Karin Hübner, Harald Leipnitz, Paul Esser, Alexandra Stewart, Hannelore Elsner; Kamera: Hans Jura, Will Tremper; Produktion: Will Tremper, Wenzel Lüdecke, Hanns Eckelkamp; Musik: Peter Thomas; Drehbuch: Will Tremper; Montage: Susanne Paschen Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Chela und Chiquita sind schon lange ein Paar, über die Jahre sind sie in ihren Rollen innerhalb der Beziehung erstarrt. Während die extrovertierte Chiquita das gemeinsame Leben organisiert, verbringt Chela die Tage lieber bei gedämpftem Licht hinter ihrer Staffelei. Die finanzielle Lage des Paares ist nicht rosig und zwingt die beiden dazu, Teile ihres geerbten Mobiliars zu verkaufen - selbst, wenn es sich um Erinnerungsstücke handelt. Als Chiquita wegen Überschuldung ins Gefängnis kommt, ist Chela plötzlich auf sich allein gestellt. Sie kommt auf die Idee, mit ihrem alten Mercedes einen Taxi-Service für wohlhabende ältere Damen aus der Nachbarschaft anzubieten. Beim Chauffieren lernt sie die junge, lebensfrohe Angy kennen und ist fasziniert von ihr. Die Begegnung lockt Chela aus ihrer Passivität und lässt sie ihre eigenen Sehnsüchte neu entdecken...
DIE ERBINNEN erzählt die Geschichte zweier Frauen um die 60 Jahre, die als Paar in einem bürgerlichen Viertel der paraguayischen Hauptstadt Asunción leben. Als Chiquita auf Grund der gemeinsam angehäuften Schulden ins Gefängnis muss, beginnt für Chela ein zaghafter Befreiungsprozess. Das private Drama spiegelt die gesellschaftliche Entwicklung, die Paraguay nach langen Jahren der Diktatur und der Absetzung der ersten demokratischen Regierung genommen hat und erzählt zugleich eine universelle Geschichte über Abhängigkeiten und einen späten Neuanfang.
Schauspieler: Ana Brun, Inés González Guerrico, Margarita Irún, María Martins, Ana Ivanova, Raúl Chamorro, Alicia Guerra; Drehbuch: Marcelo Martinessi; Produktion: Marcelo Martinessi, Sebastián Peña Escobar; Kamera: Luis Armando Arteaga; Montage: Fernando Epstein; Regie: Marcelo Martinessi Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Nach einem Unfall erinnert sich die kleine Hündin Marona an die verschiedenen Besitzer, die sie im Laufe ihres Lebens kennen und lieben gelernt hat. Durch ihr unerschütterliches Einfühlungsvermögen wird ihr Leben zu einer Lektion über die Liebe.
Der Anfang zeigt bereits das Ende: Ein Hund wird von einem Auto überfahren. Während der Verkehr weiter tost, stellt eine sanfte Frauenstimme fest: "Das hier ist der Nullpunkt vom Nullpunkt, wenn du zu Nichts wirst. Ein Fleck auf dem Asphalt, ohne Namen, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft..." Kaum trauriger könnte ein Film beginnen, doch während man sich noch fragt, was wohl daraus werden könnte, geschieht Wunderbares: Der "Fleck auf dem Asphalt" hält Rückschau und erzählt seine Geschichte. Es ist die Geschichte eines turbulenten, erfüllten Hundelebens, reich an Erlebnissen, Erfahrungen und Empfindungen, bunt und sinnlich, oft traurig, fast immer aber herzzerreißend schön.
Auch bekommt der Hund nun einen Namen, sogar viele Namen. Zudem ist "er" in Wahrheit eine Hündin, was die Menschen immer einen Moment zu spät erkennen. Ana nennt sie der verträumte Artist, während der einfühlsame Bauingenieur Istvan, der mit kranker Mutter und oberflächlicher Ehefrau lebt, Sara zu ihr sagt. Erst das Mädchen Solange, das die Hündin in ihre Patchwork-Familie aus Mutter, Großvater, Kater und Zierfischen aufnimmt, tauft sie Marona. Was aber keiner von ihnen weiß: Als Hundebaby wurde das Tier von seiner Mutter schlicht "Neun" genannt. Damals war das Glück noch eine große, warme Zunge und eine Zahl, die nach Milch schmeckte. "Ich habe die Philosophie meiner Mutter geerbt", sagt Marona. "Ob Pekinese oder Straßenhund: Jeder hat das Recht auf Liebe - und auf einen Knochen."
Maronas ergreifende Geschichte ist von überwältigender visueller Schönheit und ein Wunder an Originalität und Zärtlichkeit. Heldin ist ein Halbblut-Labrador, der tiefe Spuren in den Leben der Menschen, denen sie begegnet, hinterlässt. Rund um den Globus vielfach ausgezeichnet, begeistert der Film mit der berührenden Geschichte einer Hündin und einem Feuerwerk an bunten, visuellen Ideen. Die Poesie der Sprache, die Fantasie und der Humor vereinen sich zu einem einzigartigen, eigenwilligen Meisterwerk, bei dem alle Sinne angeregt und die widersprüchliche Schönheit des Lebens gefeiert werden.
"Einen Film, der mit dem Tod beginnt - wer will das sehen? Glaubt uns, ihr solltet es wagen und diesem wunderbaren, tollen, großartigen Trickfilm eine Chance geben! Zum einen, weil der Film zwar traurig beginnt, aber nicht traurig machen will. Er erzählt vielmehr über das Leben und hebt hervor, was darin glücklich macht. (...) Glück bedeutet, von jemandem geliebt zu werden, so wie man ist. Sich geborgen zu fühlen. Ein Zuhause zu haben. Einen Namen zu haben. Ganz leichtfüßig erzählt dieser kleine Film von großen Lebensweisheiten. Vieles muss man nicht erklären. Man spürt es einfach.
Und besonders bemerkenswert ist auch, wie dieser Film gemacht ist. Die Zeichentrickanimation versucht erst gar nicht, echte Bewegungen nachzuahmen oder eine echte Welt abzubilden. Nein, hier fließen die Bilder und Striche ineinander, hier lösen sich Bilder auf, verschwimmen, werden zu etwas Neuem. 'Die fabelhafte Reise der Marona' ist ein fabelhafter Trickfilm, der zeigt, was bei Animationen alles möglich ist. So etwas sieht man viel zu selten." (KinderFilmWelt)
Produktion: Tomas Leyers, Ron Dyens, Anca Damian; Sound Design: Régis Diebold, Lionel Guenoun, Mathieu Z'Graggen; Drehbuch: Anca Damian, Anghel Damian; Musik: Pablo Pico; Regie: Anca Damian; Montage: Boubkar Benzabat Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eigentlich sollte der zehnjährige Jón an Eruptionen und Erdbeben gewöhnt sein, schließlich lebt der isländische Junge auf einer Insel, die durch vulkanische Aktivitäten entstanden ist. Doch gerade jetzt, wo er mit seiner Mannschaft "Die Falken" zum wichtigsten Fußballturnier des Landes nach Vestmannaeyjar, den Westmännerinseln, eingeladen wurde, träumt er immer wieder von einem bevorstehenden Vulkanausbruch. Als er tatsächlich zwei aktive Vulkane in unmittelbarer Nähe des Fußballplatzes entdeckt, ist der talentierte Stürmer derart eingeschüchtert, dass ihm einfach gar nichts mehr gelingen will...
"Mit spektakulären Bildern der vulkanischen Inselkette im Süden Islands und unter Beteiligung einheimischer Fußballstars erzählt der isländische Regisseur Hinriksson eine Geschichte, bei der es nicht nur um Fußball, sondern auch um Freundschaft, Mut und Zusammenhalt geht. Die jungen Spieler lernen nicht nur, dass Mädchen ernst zu nehmende Gegnerinnen sind, sondern auch, dass Fairness und Teamgeist genauso wichtig sind wie fußballerisches Können. DIE FALKEN - ALLE FÜR EINEN wird strukturiert von mitreißend gefilmten Fußballspielen. Auf und neben dem Platz entfaltet sich eine Geschichte um 'Träume, Erwartungen und große Freundschaft', wie Regisseur Bragi Thór Hinriksson es formuliert." (Kinderkinobüro Berlin)
Drehbuch: Gunnar Helgason; Produktion: Thórhallur Gunnarsson; Vorlage: Gunnar Helgason; Montage: Guðni Hilmar Halldórsson; Schauspieler: Viktor Benóný Benediktsson, Lukas Emil Johansen, Robert Luu; Kamera: August Jakobsson; Regie: Bragi Thor Hinriksson; Musik: Kristján Sturla Bjarnason Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der junge John (T. Morgan) hat einen großen Traum. Er will um alles in der Welt das Geheimnis der Malerei kennenlernen. Deshalb reist er aufs Land, um sein Idol Nicolai Seroff, einen alten russischen Maler (Armin Mueller-Stahl) kennen zu lernen. Seine Familie - allen voran sein Vater (Ray Liotta) - kann das gar nicht gut finden. John möchte all die Geheimnisse der Kunst, die der Maler in sein Herz eingeschlossen hat, erfahren. Aber der alte Künstler hat nicht nur der Kunst, sondern auch dem Leben den Rücken zugewandt. Die beiden ungleichen Männer beginnen, miteinander zu arbeiten. Nach und nach entfaltet sich eine Freundschaft zwischen John und seinem alten Lehrer. Der geniale Künstler findet dank des Jungen zur Leidenschaft für die Malerei und das Leben zurück. Und John lernt auf wunderbare Weise, durch die Augen von Nicolai zu sehen. Doch als auch Nicolais schöne Nachbarin und Muse Carla (Samantha Mathis) ihr Herz für John entdeckt, steht die Freundschaft auf dem Prüfstand.
Produktion: David Permut, Jimmy Evangelatos, Julie Lott, George Gallo; Schauspieler: Ray Liotta, Julie Lott, Samantha Mathis, Ron Perlman, Charles Durning, Armin Mueller-Stahl, Trevor Morgan; Montage: Malcolm Campbell; Regie: George Gallo; Musik: Chris Boardman; Drehbuch: George Gallo; Kamera: Michael Negrin Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Als engagierter Mediziner plant Oberarzt Dr. Schmith ein Forschungsprojekt zur Senkung der Frühgeburtensterblichkeit. Seine Idee stößt jedoch an höherer Stelle auf Ablehnung. Um sie dennoch verwirklichen zu können, entscheidet er sich zur Zusammenarbeit mit einer westlichen Forschungsorganisation. Diese soll ihm die Flucht in den Westen ermöglichen und ihm dort zu einer Anstellung als Arzt verhelfen. Er ist nun vertraglich dazu verpflichtet, sein bisheriges Leben in der DDR aufzugeben. Wenig später findet sein Forschungsprojekt doch noch die ursprünglich gewünschte Unterstützung und Schmith steigt in eine Leitungsfunktion auf. Auch sein Privatleben erfährt eine glückliche Wendung, denn er verliebt sich in seine Kollegin Katharina. Beide träumen vom gemeinsamen Glück. Schmiths Fluchtpläne lösen sich über Nacht in Wohlgefallen auf. Den vereinbarten Fluchttermin ignoriert er. Allerdings hat er nicht mit dem skrupellosen Verhalten seiner Fluchthelfer gerechnet.
Der Film erlebte seine Uraufführung am 6. Oktober 1977 zur Eröffnung einer DDR-Filmwoche im Moskauer Kino Mir und seine DDR-Premiere am 13. Oktober 1977 im Berliner Kino International. Es war der erste DEFA-Film, der das Thema der Flucht aus der DDR behandelte und es überhaupt offen ansprach. Der Film war Armin Mueller-Stahls letzter DEFA-Film vor seiner Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland knapp zwei Jahre später. Bereits während der Dreharbeiten zu "Die Flucht" hatte er einen Ausreiseantrag gestellt.
Schauspieler: Erika Pelikowsky, Winfried Glatzeder, Gertraud Klawitter, Armin Mueller-Stahl, Jenny Gröllmann, Wilhelm Koch-Hooge, Simone von Zglinicki, Johanna Clas, Volkmar Kleinert; Drehbuch: Roland Gräf; Montage: Monika Schindler; Musik: Günther Fischer; Kamera: Claus Neumann; Regie: Roland Gräf Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Uwe und Christine sind ein junges Paar mit gemeinsamer, vierjähriger Tochter. Die kleine Familie zieht in ein altes Backsteinhaus in einer Kleinstadt. Uwe ist Polizist und hat nicht viel Zeit für seine Familie, wegen Nachtschichten, Wochenenddiensten - und Extraschichten, mit denen er sein Gehalt aufbessert. Christine hat die Rolle der Hausfrau übernommen und verbringt viel Zeit mit Tochter Clara die gerade die Welt entdeckt. Im Familienglück tun sich jedoch mit der Zeit langsam Risse auf. Uwe ist hochgradig eifersüchtig und will immer genau wissen, was Christine tut, wo sie sich aufhält und mit wem sie sich trifft. Hat er schlechte Laune, kann aus seiner Eifersucht auch schon mal Aggressivität werden. Bald muss sich Christine immer häufiger Ausreden für die blauen Flecke ausdenken...
Produktion: Philip Gröning; Kamera: Philip Gröning; Montage: Philip Gröning, Karl Riedl; Schauspieler: Pia Kleemann, Chiara Kleemann, David Zimmerschied, Alexandra Finder; Regie: Philip Gröning; Drehbuch: Philip Gröning Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der gefeierte, jedoch alkoholkranke, Violinist Simon (Christophe Malavoy) bricht bei einem Konzert, das er zusammen mit seinen Freunden und seiner Frau Laura (Jane Birkin) organisiert hat, zusammen. Isoliert und verachtet flüchtet er sich weiter in die Sucht. Ein Rausch folgt auf den nächsten. In einem Bistro trifft er auf Pierre (Jean-Louis Trintignant), einen trockenen Alkoholiker. Auf dessen Anraten schließt sich Simon einer Therapiegruppe an. Er begreift, dass er sein Leben ganz neu ordnen muss. Pierre hilft ihm, seine Probleme anzugehen, bringt aber auch neue ins Spiel: Seine Frau Laura, die über Jahre versucht hat, ihren Mann zu einer Therapie zu bewegen, fühlt sich durch den plötzlichen Sinneswandel zurückgesetzt. Eifersüchtig verfolgt sie die wachsende Stärke ihres Mannes, dessen neuer Freund Pierre ihr dabei ebenfalls ein Dorn im Auge ist...
Schauspieler: Andrzej Seweryn, Béatrice Agenin, Jane Birkin, Christophe Malavoy, Dominique Blanc, Didier Sandre, Jean-Louis Trintignant; Produktion: Yannick Bernard, Eberhard Junkersdorf; Drehbuch: Catherine Cohen, Régis Wargnier, Alain le Henry; Montage: Noëlle Boisson; Regie: Régis Wargnier; Musik: Romano Musumarra Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: "Hör auf zu träumen!", sagt die Mutter zu ihrer 25-jährigen Tochter Umay, als diese mit ihrem kleinen Sohn Cem vor der Berliner Wohnungstür ihrer Eltern steht. Umay ist aus einem unglücklichen Eheleben in Istanbul ausgebrochen und will zurück in Berlin ein selbstbestimmtes Leben führen. Sie weiß, dass sie ihren Eltern und Geschwistern damit viel zumutet, hofft aber, dass die liebevolle Verbundenheit stärker ist als alle gesellschaftlichen Zwänge. Doch schon bald erkennt sie, dass ihre Familie die traditionellen Konventionen nicht einfach über Bord werfen kann und an der Herausforderung zu zerbrechen droht.
Als die Familie beschließt, Cem zu seinem Vater in die Türkei zurückzuschicken, um den Ruf der Familie wieder herzustellen, flieht Umay erneut und bricht alle Brücken hinter sich ab. Umay verliebt sich in Stipe und baut für Cem und sich ein neues Leben auf. Als sie versucht, sich wieder mit ihrer Familie zu versöhnen, erkennt sie nicht, dass es bereits zu spät dafür ist...
Regisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin Feo Aladag gelingt in ihrem atemberaubenden Kinodebüt DIE FREMDE ein vielschichtiges und ergreifendes Familienporträt.
"Sibel Kekilli (...) spielt die Umay überzeugend und mitreißend. Dass Umay trotz massiver Zurückweisung und körperlicher Gewalt immer wieder die Nähe ihrer Familie sucht, vermittelt Sibel Kekilli mit einer Intensität, die den Zuschauer das scheinbar irrationale Handeln der Hauptfigur schmerzhaft nachvollziehen lässt.
Dabei ist 'Die Fremde' so spannend und aufreibend wie ein Thriller. Fast wirkt es, als sei das Ende des Films, das stark auf Effekt setzt, dem geschuldet - in der Aussage bleibt es jedenfalls ambivalent. Aber eigentlich ist es doch ganz einfach, wie ein dem Presseheft vorangestelltes Zitat aus dem Theaterstück "Wegen der Ehre" der deutsch-türkischen Autorin Sema Meray illustriert: "Es gibt keinen Ehrenmord und keinen Eifersuchtsmord. Es gibt nur Mord." (Julia Teichmann, auf: filmdienst.de)
Inhalt: Gregor ist 18 Jahre alt, Schüler in einem Internat für Kinder wohlhabender Eltern und will so schnell wie möglich sein Abitur machen. Mit seinem besten Freund Arthur würde er durch dick und dünn gehen, doch irgendetwas stimmt nicht mit Arthur - sein Blick, der einen förmlich zu durchbohren scheint, seine neurotische Abneigung davor, fotografiert zu werden...
Da lernt der eher schüchtern-zurückhaltende Gregor die ebenso schöne wie geheimnisvolle Billie kennen. Sie ist verheiratet, lebt getrennt von ihrem Mann und hat einen kleinen Sohn. Gregor verliebt sich in sie und sucht Rat bei Arthur, der aber verstrickt sich nicht nur in immer neue Frauengeschichten, sondern auch in einen kleinen Wirtschaftskrimi. Dann verschwindet Billie überraschend, und als sie erst Monate später wieder auftaucht, hat das Wiedersehen für die grundverschiedenen Freunde fatale Folgen...
Junge Menschen, die Liebe und das Gefühl, dass es irgendwo einen Menschen gibt, der zu einem gehört oder genau zu einem passt: Regisseur Dominik Graf inszenierte eine subtile und (über-)sinnliche Liebesutopie. "Man ist sehr schlau und sehr 'alt' in dieser Zeit", sagt Graf, "und man ahnt, dass man diese Glückszustände vielleicht nie mehr so erleben wird."
"Die Freunde der Freunde" erzählt von Sinnsuche und höherer Verbundenheit, wobei der Film vor allem dank der vorzüglichen Darsteller*innen beeindruckt - allen voran Matthias Schweighöfer und Florian Stetter. Dabei verlangt er höchste Aufmerksamkeit: Man muss sich einfühlen in die Lebenssituation der jugendlichen Helden. "Henry-James-Geschichten haben immer diese Ungefährheit", betont Dominik Graf, "wenn man sie zu sehr ins Konkrete zerrt, geht das ganz dünne Porzellan kaputt, aus dem sie gemacht sind."
Der Film ist arm an äußerer Handlung, die Charaktere sind das Herzstück, nur über sie gelingt der Zugang zur Geschichte. Einiges belässt Graf bewusst im Ungewissen, so ist der Zuschauer gefordert, einige der ausgelegten Fäden selbst zu knüpfen. Inhaltlich wie visuell spielt Dominik Graf mit Erscheinungen und Visionen, Spiegelungen in Fensterscheiben und der Allgegenwart von Uhren. Die wilde Filmsprache mit fahriger Kamera und Jumpcuts fängt kongenial die Sprunghaftigkeit der Protagonisten in Sachen Liebe ein. (Graf drehte konzeptionell bewusst auf Mini DV und überspielte das Material dann später auf DigiBeta.)
Drehbuch: Dominik Graf; Schauspieler: Tabea Heynig, Jessica Schwarz, Peter Benedict, Sabine Timoteo, Florian Stetter, Dominik Graf, Matthias Schweighöfer, Tanja Schleiff; Produktion: Michael Hild; Montage: Christel Suckow; Vorlage: Henry James; Regie: Dominik Graf; Kamera: Hanno Lentz Standort: Filmfriend Streamingdienst
Die gesammelten Peinlichkeiten unserer Eltern in der Reihenfolge ihrer Erstaufführung filmwerte GmbH, Potsdam, 2024
Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Für Caleb und Camille Fang steht ihre Performance-Kunst über allem. Auch ihre Kinder werden Teil ihrer alltäglichen Show und müssen sich unterordnen. Jahre später kehren Annie und Baxter, deren Leben von ihren früheren teils traumatischen Erlebnissen entscheidend geprägt wurde, zu ihren Eltern zurück und sollen sogleich gegen ihren Willen für eine letzte große Nummer eingespannt werden. Doch dann verschwinden Caleb und Camille plötzlich. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass sie tot sind. Doch Annie und Baxter glauben nicht an einen Mord und vermuten einen weiteren fragwürdigen Kunst-Akt ihrer Eltern. Also machen sich die Geschwister auf die Suche...
"Gedanken mit Realitätscharme: Was ist real, was fake? In dieser Familie Fang vermischen sich die Positionen radikal. (...) Ein süffisanter Film aus dem Produktions-Hause von Nicole Kidman, deren Unternehmen 'Blossom Films' die Rechte an dem 'New York Times'-Bestseller von KEVIN WILSON aus dem Jahr 2011 gekauft hat. Dank des hervorragenden Darsteller-Ensembles, mit einem einmal mehr köstlich-überkandidelten CHRISTOPHER WALKEN-Part mittendrin, funktioniert dieses bissige Stück von absurder Komödie über gegenwärtig so angesagten, angezeigten Motive wie: Alternative Fakten treffen auf eine postfaktische Wahrheit. Eine unterhaltsame Spezi-Film-Verrücktheit, die gut und gerne auch 'Die Fake Family Fang' heißen könnte." (Hans-Ulrich Pönack)
Ein "melancholisches Psychogramm einer Künstler-Familie, das zwischen lustvollen Albernheiten und bitterbösem Drama die Dynamik der glänzend besetzen Figuren auslotet" (FILMDIENST)
Schauspieler: Kathryn Hahn, Nicole Kidman, Jason Bateman, Marin Ireland, Alexandra Wentworth, Christopher Walken, Maryann Plunkett; Produktion: Jason Bateman, Daniela Taplin Lundberg, Nicole Kidman; Musik: Carter Burwell; Kamera: Ken Seng; Drehbuch: David Lindsay-Abaire; Vorlage: Kevin Wilson; Montage: Robert Frazen; Regie: Jason Bateman Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In der Wüste Gobi, tief in der Mongolei, bringt ein Kamel ein Junges zur Welt. Aber die geschwächte Mutter verstößt ihr Junges, das ohne die nahrhafte Muttermilch gleichwohl keine Überlebenschance hat. Um das kleine Kamel zu retten, besinnen sich die Nomaden eines alten, mystischen Brauchs: Mit seiner poetischen Musik soll ein Geigenspieler die Kamelmutter zu Tränen rühren und damit ihr Herz erweichen.
Schauspieler: Janchiv Ayurzana, Zeveljamz Nyam, Ikhbayar Amgaabazar, Odgerel Ayusch, Chimed Ohin, Amgaabazar Gonson; Montage: Anja Pohl; Produktion: Tobias Siebert; Regie: Luigi Falorni, Byambasuren Davaa; Kamera: Sebastian Grundt, Luigi Falorni; Drehbuch: Luigi Falorni, Byambasuren Davaa Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Diese "Göttliche Ordnung" ist vor allem eins: Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit! Nora (Marie Leuenberger) lebt mit ihrem Ehemann (Max Simonischek), zwei Söhnen und griesgrämigem Schwiegervater in einem Dorf im Schweizer Appenzell. Den "Männerhaushalt" schmeißt natürlich trotzdem sie, die Frau, die nicht arbeiten gehen und sich in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter fügen soll.
Die Umwälzungen der 68er-Bewegung hat Noras beschaulicher Heimatort verschnarcht - wohl auch mit Absicht, sieht man sich an, wie die Männer hier über die Köpfe der Frauen hinwegregieren. Allein Nora ist nicht mehr bereit, diese Degradierung hinzunehmen. Sie setzt sich für das Frauenwahlrecht ein und steckt mit ihrem Engagement die anderen züchtigen Dorffrauen an. Bald kommt es nicht nur zum Streik der Frauen, sondern auch zum Erkunden der eigenen, weiblichen Sexualität - und natürlich zur chauvinistischen Abwehrwelle der aufgeschreckten Männerschaft.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Ihre Familie und die Dorfgemeinschaft wollte Nora mit ihrem Engagement jedoch nie zerbrechen lassen. Dabei weht Nora der Gegenwind interessanterweise ausgerechnet von weiblicher Seite besonders hart ins Gesicht.
In der Schweiz traf Petra Volpes warmherzige Komödie über weibliche Solidarität und chauvinistische Abwehrhaltungen augenscheinlich einen Nerv und legte einen sensationellen Kinostart hin. Das dürfte auch an einem bemerkenswerten Kuriosum liegen: In der Eidgenossenschaft wurde das Frauenwahlrecht erst 1971 durch eine Volksabstimmung eingeführt. 1959 war es noch von den ausschließlich männlichen Stimmberechtigten abgelehnt worden.
Über das sogenannte Eherecht wurde Frauen systematisch der Zugang zu vielen Bereichen des Lebens verwehrt, so auch zur Erwerbstätigkeit. Derart rückständig in Sachen Frauenrechte war im Europa der 1970er-Jahren vielleicht noch Spanien unter dem Diktator Franco. Petra Volpe versieht ihren hintersinnigen Film mit viel charmantem 70er-Flair, treffsicheren Dialoggefechten und einer großartigen besetzten, mal sanften, mal kämpferischen "Frauen-Bagage".
Produktion: Reto Schärli, Lukas Hobi; Montage: Hansjörg Weißbrich; Schauspieler: Rachel Braunschweig, Peter Freiburghaus, Marie Leuenberger, Maximilian Simonischek, Finn Sutter, Noe Krejcí, Sibylle Brunner, Marta Zoffoli, Bettina Stucky; Regie: Petra Biondina Volpe; Drehbuch: Petra Biondina Volpe; Kamera: Judith Kaufmann; Musik: Annette Focks Standort: Filmfriend Streamingdienst
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